Tag 19/20 Aufstieg und Abstieg am Taishan

Soso der verspätete Eintrag für Tag 19 und 20. Mein Ziel am Abend um 23 Uhr: Den Taishan besteigen. Der heilige daoistische Berg Tai. Zwar gibt es fünf heilige Berge in China, doch ist der Taishan der Wichtigste und wenn man sich für einen entscheiden muss, dann für den Taishan.
Der Berg spielte schon seit Jahrtausenden eine wichtige rituelle Bedeutung. Schon der erste Kaiser von China Qin Shi Huangdi soll ihn bestiegen haben, das sind nahezu 2200 Jahre her! Später haben Kaiser auf dem Berg den Himmel geopfert, sehr aufwändige und große Opfer.
Das Reich musste ihn Frieden sein, es durften keine Dürren, Überschwemmungen und böse Omen herrschen, kurzum es musste in Harmonie sein. Bei diesen sogenannten Fengshan-Opfern, es gab nur 9 in der gesamten Geschichte Chinas, waren diese Zeichen politischer und religiöser Macht. Diplomaten aus Arabien und Indien waren ebenso anwesend wie aus Korea und Indochina. Im Höhepunkt dieser extrem kostspieligen Ritualen verkündete der Himmelsohn schließlich zum Himmel selbst, das alles auf Erden in Harmonie sei.
Konfuzius soll übrigens den Berg auch bestiegen haben und am Gipfel angemerkt haben wie klein die Welt hier aussehe.
Ein prestigeträchtiger Ort und der eigentliche Grund warum ich in Tai’an bin.
Jetzt so hinterher betrachtet bin ich ganz zufrieden mit meiner Leistung. Ich bin den Zentralweg gegangen, 7000 Stufen in Reiseführer stand man brauche für den Weg 6 Stunden. Sonnaufgang am heiligen Berg ist um 6:30, na gut denke ich mir sicher ist sicher und steh um 23 Uhr am Eingang. Ich glaube die 6 Stunden waren so berechnet, dass man sich alle Tempel am Wegesrand usw. anschaut. Da es jedoch dunkel ist und man nicht reinkommt hatte ich diese Ablenkung nicht. Vor der eigentlichen Route und über den ganzen Weg verteilt sind überall kleine Händler die der Essen und was zu Trinken sowie Taschenlampen und Wanderstöcke verkaufen. Für Wanderstöcke bin ich zu jung, denke ich mir und kaufe zwei Flaschen Wasser sowie eine Kopflampe. So bewaffnet beginnt der Aufstieg.
Anmerkung am Rande, vom Aufstieg selber habe ich nicht viele Fotos, da meine Kamera bei Dunkelheit ziemlich versagt.
Ich finde der Anfang bei einer Wanderung ist immer der schwierigste und hier war es ähnlich. Ich hatte aber ein kleines Problem. Das Ticket war sehr teuer (125 RMB) und um es zu bezahlen musste ich meinen gesamten Brustbeutel entleeren. Kein Geld für die Seilbahn zurück, für Essen oder mehr Wasser. O.O
Nun gut, ich tröste mich mit den Gedanken, das Menschen schon schlimmeres überstanden haben, ich jung bin und das jetzt eher als Herausforderung sehen sollte.
Die Aussicht wurde immer besser.
Ich bin eigentlich echt zügig durchgegangen, habe insgesamt bei den Aufstieg nur eine etwas längere Pause gemacht und es sonst vermieden stehen zu bleiben. Ein Schritt nach den Anderen. Immer und immer wieder. Lag vor allem daran, dass meine Kleidung sehr schnell nass wurde (Ich schwitze doch ganz gut) und wenn ich stehen blieb für mehr als 5 Minuten, begann ich auszukühlen. Tatsächlich waren relativ viele unterwegs, aber die meisten machten gerade eine Pause und ich überholte immer wieder die Grüppchen.
Die letzte Passage war der Weg der 18 Windungen oder wie ich sie nenne, die lange Treppe der Tausend Höllenqualen. Um es besser zu verstehen: Ich begann nach einiger Zeit (berechtigt) eine gewisse Abneigung gegenüber Treppen zu gewinnen. Nun gut manche Menschen mögen halt Katzen oder wirbellose Kleintiere nicht. Diese gewisse Abneigung verwandelte sich in Hass, bei dem Weg der 18 Windungen. Denn langsam zerrten die Treppen doch etwas an den Beinen. Ich zeig euch einfach mal ein paar Bild (Beim Abstieg gemacht).
Da es ja noch geschneit hatte waren die Treppen auch noch ziemlich glitschig. Ein letzter Kraftakt. Meine Beine brannten als ich dann oben war.
Um halb 3 war ich dann am Gipfel (bzw. am Gipfeldörfchen nahe dem Aussichtspunkt). Neben mir gerade noch vier andere Chinesen. Da war ich dann doch mächtig stolz auf mich, in welchem Tempo ich nach oben gekommen bin!
Hat mir nur jetzt nicht viel gebracht, denn ich musste jetzt 3 Stunden warten bis der Sonnenaufgang war.
Viel dümmer, in meinen Aufenthaltsraum (ein kleines Restaurant), war es quasi genauso kalt wie draußen und der Gipfel war sehr kalt (Es schneite gerade). Mein nasser Rücken (Verflucht sei mein Rucksack) trocknete und ich fror wie sau.

Es sind Momente wie diese, wo ich glücklich bin im Stehen pinkeln zu können…

Nach drei Stunden im bibbernden Halbkoma war es dann soweit: Auf zum Aussichtpunkt! Schließlich zog der Nebel weg und legte den Blick frei auf ein atemberaubenes Panorama. Leider war der Sonnenaufgang, für den ich eigentlich gekommen war, nur an Hand der Verfärbungen im Himmel ein bisschen zu erkennen, es waren zuviele Wolken davor… Und dann der Weg zurück: So den Abstieg in seiner ganzen glorreichen Länge gibt es dann morgen. Ich bin gerade einfach zu müde, es ist fast 1…
Schönen Abend euch noch.

So alter, weiter geht es!

So frohen Herzens begann ich mit dem Abstieg. Alle 7000 Treppen wieder runter…
Naja runtergehen soll ja einfacher sein als hochgehen. Aber gerade die Treppen der 1000 Höllenqualen entpuppten sich als Zerreißprobe.
Denn ich war bei den Stufen wirklich vorsichtig und langsam (Eine gewisse Höhenangst spielt vielleicht auch eine Rolle) und das ging nochmal ganz schön auf die Beine. Der Teil war auch schwierig da meine Füße so groß sind. Ich hatte das Gefühl ich hätte auf den Stufen kaum Halt.
Nachdem der Part jedoch vorbei war ging es wirklich viel besser und schneller. Ich war geradezu euphorisch! Das Schlimmste war eigentlich überstanden und ich konnte die Natur und die tolle Aussicht genießen. Zu dem zusätzlichen Hochgefühl das wohl fast nur die Jugend spüren kann. Der Aufstieg war eine einzige Belastungsprobe gewesen und der Abstieg auch nicht so viel einfacher. Aber wenn der Wille ja sagt, dann muss der Körper gehorchen. Mein Körper wurde auf die Probe gestellt und verdammt nochmal er hatte mit Bravour bestanden. Auch wenn die Müdigkeit sich langsam in meine Knochen schlich, so hatte ich noch lange nicht meinen Zenit erreicht. Ich war noch zu viel mehr fähig!
Aber irgendwann war ich dann auch schon unten. Und Bett und Essen klang dann doch verlockend. Aber wenn ich wieder zu Hause bin muss ich auf jeden Fall einen Sport anfangen, Boxen oder sowas, wo man sich richtig am Arsch machen kann!
Aber genug gelabert. Es folgen die Bilder: Das war halt nichtmal die Hälfte des Weges O.O So und dann bin ich nach Hause gegangen (davor noch was gegessen) und war dann um 13 Uhr da. Da bin ich dann auf dem Bett auch prompt eingeschlafen (Ich war echt fertig) und wachte erst wieder um 20 Uhr auf. Deswegen der verspätete Eintrag…
Konnte aber später trotzdem gut schlafen, war halt echt ne Strapaze gewesen.

Fazit des Tages: Jugend siegt!